Wir leben in einem Zeitalter gigantischer Umwälzungen und Angriffe auf unser Leben.
Täglich und nahezu ungebremst schreitet die Zerstörung unserer zentralen Lebensgrundlage – der Umwelt – fort.
Während Hunderttausende auf Grund des Klimawandels zur Flucht genötigt werden, erleben wir parallel eine durch Digitalisierung und Technologiekonzerne getriebene Ökonomisierung aller Lebensbereiche.
Allumfassende Überwachungsmöglichkeiten, Roboterisierung der Arbeit und der Pflege, Disziplinierung durch Scoringsysteme, Firmen, die gebucht werden können, um Wahlergebnisse zu beeinflussen und das Phänomen der Parallelwelten in den sozialen Medien, über die Menschen Informationen lediglich aus ihrer Filterblase beziehen, anstatt auf der Grundlage gemeinsamer Informationen handeln zu können, sind nur einige Aspekte der mit der Digitalisierung einhergehenden Entwicklung.
Seit gut einem Jahr ist die Bewegung Fridays for Future in aller Munde.
Außer der Verabschiedung eines unzureichenden Klimapaketes in Deutschland und den durch ihre mediale Präsenz in vielen Kreisen der Gesellschaft angefachte Klima-Diskussionen, konnte sie bislang nach eigenen Aussagen allerdings wenig erreichen.
Der geforderte und notwendige Systemwandel lässt leider auf sich warten.
Ein Grund ist vermutlich im hauptsächlich an die Politik gerichteten Appell-Charakter der Fridays for Future-Forderungen zu suchen.
Unabdingbar scheint die Beantwortung der Frage, wie wir in einem Prozess der Selbstermächtigung unsere Interessen für eine ressourcensparende und klimaerhaltende Produktion durchsetzen können.
Lässt sich der technische Fortschritt der Digitalisierung gar für diese Ziele positiv nutzen oder befeuert er vielmehr das sich immer schneller drehende Hamsterrad der Globalisierung?
Welche Rolle sollen, ja müssen Gewerkschaften bei den gewaltigen, anstehenden Umwälzungsprozessen spielen?
Gibt es überhaupt eine Zukunft der Gewerkschaften angesichts von Prognosen, die davon ausgehen, dass sich das Proletariat in rund 20 Jahren weitestgehend selber abgeschafft haben wird?
Auf der Konferenz wollen wir gemeinsam mit Gewerkschafter*innen, Lohnabhängigen und Interessierten der Frage nachgehen, ob Gewerkschaften ein geeignetes Instrument sein können, eine kollektiv bestimmte, ökologische Produktion voranzutreiben, ohne dabei den Erhalt von Arbeitsplätzen als Selbstzweck über alles andere zu stellen.
Die Frage, wie eine Vergesellschaftung des technischen Fortschrittes aussehen kann, scheint insbesondere in diesem Zusammenhang zentral, sofern wir den Gewinn am technischen Fortschritt nicht wieder wenigen Privateigner*innen überlassen wollen, während die Masse die negativen Folgen desselben sogenannten Fortschrittes zu tragen hat.
Getreu dem Motto „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ werden wir entlang ausgewählter Branchen gewerkschaftliche Handlungsoptionen zu den Themen Klima, Digitalisierung und Gewerkschaft entwickeln.
Als Ausdruck der Selbstermächtigung liegen uns hierbei solidarische Arbeitskämpfe von morgen am Herzen.
Diese müssen aus unserer Sicht weit über aktuelle Tageskämpfe um mehr Lohn oder bessere Arbeitsbedingungen hinausgehen.
Arbeitskampf 4.0 muss in ein antikapitalistisches Programm des Systemwandels eingebettet werden, ohne den es kein kollektives, unsere Lebensgrundlagen erhaltendes Wirtschaften geben kann.
Wir rufen alle Lohnabhängigen und Gewerkschafter*innen, für die Gewerkschaft mehr als nur ein Instrument für die kurzfristige Verbesserung der eigenen Arbeitsbedingungen ist auf, gemeinsam mit uns die Rolle von Gewerkschaft neu zu definieren.
Gesucht sind Gewerkschaften, die sich der aktuell drängenden Fragen nach unserer Welt von morgen annehmen und mutig für die notwendigen Änderungen kämpfen, selbst wenn dafür der Abschied von bisherigen Eigentumsverhältnissen und Privilegien notwendig wird.
Derzeit bereiten wir AGs zum genannten Themenkomplex in Verbindung mit den Branchen Automobil, Textil, IT, Soziales und Pflege vor. Branchenübergreifend wird es zu dem eine AG zu Klima und Gewerkschaft geben.
Freie Arbeiter- und Arbeiterinnen Union Frankfurt
Gewerkschaft für alle Berufe
Mühlgasse 13, Frankfurt a. M
frankfurt.fau.org I fauffm-kontakt@fau.org