Arbeitskampf bei Walther König

Pressemitteilung:  Buchhandelskette Walther König – grundlegende Arbeitsrechte vorenthalten

Studentische Beschäftigte wehren sich gegen untragbare Zustände

Seit dem 08.02.2021 liegen bei der Buchhandelskette Walther König, welche zu den bundesweit renommiertesten Anbietern im Bereich Kunst und Design zählt, die Forderungen auf dem Tisch, die die studentischen Beschäftigten der drei Münchner Filialen formuliert haben. Es geht dabei um grundlegende Arbeitsrechte, die den Werkstudenten vorenthalten werden. Der gesetzlich geregelte Urlaubsanspruch wird den Beschäftigten komplett verwehrt, eine ebenfalls gesetzlich geregelte Lohnfortzahlung im Krankheitsfall wird ignoriert, im Gegenteil – die verpassten Schichten werden als Minusstunden verbucht.

Dieses Problem hat sich mit Beginn der Corona-Krise noch weiter verschärft. Der Arbeitgeber war mit der Schließung der Filialen verpflichtet, den Lohn weiter zu zahlen. Dieser sogenannte Annahmeverzug gilt auch für behördlich verordnete Schließungen. Walther König zahlte den Lohn jedoch nur als Vorschuss und rechnete die Zahlungen als Minusstunden für die Beschäftigten ab. Die Folge: Die Studenten sitzen nun auf einem riesigen Berg Minusstunden, den sie in Zukunft mühsam abarbeiten müssten, das Studium würde entsprechend leiden.

Walther König will offenbar möglichst kostenneutral, jedoch auf dem Rücken der studentischen Beschäftigten durch die Lockdown-Zeiten steuern. Eben jene Studenten bilden jedoch das Rückgrat der Münchner Walther-König-Filialen. In manchen Zeiten kommen hier elf Werkstudenten auf drei festangestellte Vollzeitkräfte, die während der Pandemie in Kurzarbeit blieben.

Einher geht dies mit einer hohen Verantwortung, denn die Studenten müssen die Geschäfte oft alleine betreuen. Die Bezahlung jedoch bewegt sich mit 9,85 Euro nur knapp über dem Mindestlohn.

Die prekäre Situation studentischer Beschäftigter beobachtet die Basisgewerkschaft FAU München regelmäßig. Viele Geschäftsmodelle basieren auf der Ausbeutung und Entrechtung von Minijobbern, Studentinnen oder auch Migranten. Und auch bei der Lohnfortzahlung während der aktuellen Betriebsschließungen ducken sich viele Arbeitgeber weg und verwehren den Angestellten ihre Rechte. Durch befristete Arbeitsverträge werden die Beschäftigten austauschbar gemacht. So wird Kritik an solchen Zuständen fast unmöglich, da man dadurch in der Regel seinen Arbeitsplatz gefährdet. So hat auch Walther König bereits die ersten vier Arbeitsverträge nicht mehr verlängert, was durchaus als Reaktion auf die Forderungen der Beschäftigten gesehen werden kann.

„Jetzt plötzlich behauptet der Arbeitgeber, er sei immer gesprächsbereit gewesen. Wir bekamen jedoch immer nur finale Schreiben vorgesetzt und er weigert sich nun die auslaufenden Verträge der Werkstudenten, die sich jetzt mal geäußert haben, zu verlängern. Dies kommt einer Kündigung gleich. Deshalb fordern wir die Verlängerung der ausgelaufenen Verträge und die Einhaltung der gesetzlichen Mindeststandards für die Beschäftigten!“ so ein Werkstudent.

Wir sind dennoch weiterhin dialogbereit und erhoffen uns ein Einlenken vom Arbeitgeber, vor allem, da die Zusammenarbeit vor Ort in den Filialen eine positive war“ fügt eine andere Beschäftigte hinzu.

Die FAU München hat den Buchhändler zu Verhandlungen aufgefordert, welche aber bisher verweigert werden. „Zu all den offenkundigen Missständen bei Walther König gesellt sich scheinbar auch noch eine gewisse Gewerkschaftsfeindlichkeit. Doch die Gewerkschaft wird nicht von der Geschäftsführung ausgesucht, sondern von den Beschäftigten“, so Patrick Lohner, Sekretär der FAU München. „Die Haltung der Geschäftsführung, den Studenten Arbeitsrechte sowie eine angemessene Bezahlung vorzuenthalten, werden wir jedenfalls nicht hinnehmen.“

Noch sind die Buchhandlungen geschlossen. Die Beschäftigten kündigten jedoch bereits an, bei Wiedereröffnung entsprechende Proteste vor den Filialen zu organisieren, sollte Walther König nicht einlenken.

Denn auch die Corona-Krise kann keine Rechtfertigung für Rechtsbruch und Lohndumping sein.

München, den 24.02.2021

Pressesekretariat der FAU München

Patrick Lohner

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