Vor 30 Jahren kam das Kölscher Original Willy zur FAU Frankfurt und wurde bald ein Genosse von uns.
Mit seiner herzlichen und menschfreundlichen Art war er über 10 Jahre lang eine beständige Unterstützung bei den regelmäßig abgehaltenen Infosständen der FAU Frankfurt. Auch für das Schwingen der Grillzange war er sich dort nicht zu schade. Willy packte eben dort mit an, wo Hilfe benötigt wurde. Selbst als Gast der Footballmannschaft einer Genossin, stellt er sich kurzerhand mit an die Theke des Getränkewagens und schenkte aus.
Unvergessen ist auch seine sehr tatkräftige und kompromisslose Art, sich mit politischen Feinden von rechts auseinanderzusetzen, wenn es sein musste.
Als Willy zu uns stieß, hatte er bereits eine bewegte Geschichte hinter sich.
Willy wuchs bei den Großeltern in Köln auf. Besonders stolz war er auf seinen Großvater, der in der NS – Ära im Widerstand aktiv war. Früh wurde Willy selbstständig, arbeitete als Koch und Kellner in der Gastronomie, unter anderem auf Schiffen in Helgoland und Frankfurt am Main. Auch in einem in der Frankfurter linken Szene beliebten türkischen Lokal, war Willy (das Wiesel – so sein Spitzname) als Kellner tätig.
Als Willy FAUista wurde, war er bereits Vater eines Sohnes. Nach der Trennung von der Kindesmutter, beschränkte sich Willys Rolle jedoch zunehmend auf die des biologischen Erzeugers.
Möglicher Weise lag einer der Gründe auch in Willys Heroinsucht, die erst kurz vor seiner Mitgliedschaft bei er FAU ein Ende gefunden hatte. Willy war in den frühen 90zigern eine der ersten Personen, die zum Heroinentzug den Ersatzstoff Methadon bekam. Anders als so viele andere, zog Willy das komplette Programm bis hin zum erfolgreichen Entzug des Ersatzstoffes durch.
Willy, darauf kannst Du wirklich stolz sein, obwohl Du einen mit deiner Hektik in der Zeit deines Methadon-Entzuges wirklich fast zum Wahnsinn treiben konntest!
Nach einer überstanden schweren Hepatitis heiratet Willy 2005, machte eine Ausbildung zum Altenpfleger und nahm im Anschluss eine Stelle als Koch in einem Frankfurter Altenwohnstift an. Ungefähr zu dieser Zeit trennten sich die Wege von FAU und Willy zunächst. Willy und Freund Matthias engagierten sich dennoch weiterhin sozial. So bewirtete Willy die Gäste der Live-Konzerte im Neuen Frankfurter Garten, einem Nachbarschaftsprojekt.
Erst in den letzten 2 Jahren, inzwischen wieder geschieden, bestand wieder näherer Kontakt zu FAU. So war Willy zum Beispiel Gast auf der Einweihunsgsparty der neuen FAU Frankurt Lokation und wollte eigentlich auch wieder an unseren Treffen teilnehmen. Es kam leider ganz anders!
Nach der Diagnose von Lungenkrebs im Juni 2023 kämpftest Du tapfer, hast den Kampf aber am 10. Februar 2024 endgültig verloren!
Du wirst uns als herzliche, menschfreundliche Person, als Freund des Ska-Punks und als Genosse, der immer in irgendeinem Buch mit anarcho-syndikalistischen oder der Materie nahem Inhalt las, in Erinnerung bleiben!
Möge die Erde Dir leicht sein!
Die Beisetzung von Willy findet am Montag, den 25.3.2024 um 10:30 Uhr auf dem Waldfriedhof in Frankfurt Oberrad statt. Freunde und ehemalige Wegbegleiter*innen sind herzlich willkommen.
Wer Willys engsten Freund hinsichtlich der Beisetzungskosten unterstützen möchte, kann dies durch eine Spende auf das Konto der FAU Frankfurt (IBAN: DE24 5005 0201 0107 9966 96) unter dem Stichwort „Willy“ tun. Die eingegangenen Beträge werden von uns an M. wietergeleitet.